Wanderungen Tipps vom Bergführer

Der Gipfel ruft, Du suchst eine geführte Wanderung?

Egal ob du eine Alpenüberquerung oder eine kürzere Wanderung planst, schätze dein körperliches und technisches Können realistisch ein. Tourencharakter und Zeitangaben sind für den Unerfahrenen nicht immer leicht, richtig zu interpretieren. Deshalb lass dich von uns beraten. Bei einem persönlichen Gespräch können wir dich mit unserer Einschätzung hilfreich unterstützen.
Eine gute Vorbereitung ist das A und O bei deiner Bergtour. Je besser du dich vorbereitest, um so schöner wird deine Tour. Nach dem Motto: "das schaffe ich dann schon irgendwie" ist keine gute Vorgehensweise. Meistens endet es bei einem Abbruch der Tour. Auch für die anderen Teilnehmer ist das unfair. Durch eine unzureichende Vorbereitung oder falsche Einschätzung entstehen Probleme über Probleme.

Welche unterschiedlichen Wanderungen gibt es?

Tagestouren

Meistens beginnt die Tour sehr früh, um den Tag gut ausnützen zu können. Konditionell und technisch kann die Tour schwer oder leicht sind, muss es aber nicht. Touren über 3 Stunden und Wegabschnitte, bei denen auch eventuell kurz an Stahlseilen geklettert wird, sind meist Kategorie mittel bis schwer. Gipfeltouren, Höhenwege oder bekannte Sehenswürdigkeiten, wie der Schrecksee, sind ideale Tagestouren.

Mehrtägige Wanderungen mit Hütten- oder Talübernachtung

Je länger deine mehrtägige Wanderung dauert, ums so fitter solltest du sein. Bedenke, bei einer mehrtägigen Wanderung wird auch dein Rucksack schwerer. Von Tag zu Tag fordert es auch mehr deine Ausdauer. Wer am Wochenende Trainingstouren unternimmt und mehrmals unter der Woche Sport betreibt ist mit Sicherheit gut vorbereitet. Eine Tour mit Talübernachtungen ist meist erholsamer. Du schläfst besser und die Umgebung konzentriert sich nicht nur auf einen engen Raum, wie bei einer Hütte. Die Königsdisziplin ist natürlich eine Woche unterwegs zu sein und die Alpen zu überqueren. Ein Abenteuer darf auch anstrengend sein, um so mehr kannst du stolz auf dich sein, wenn du wieder zurück bist. Nicht bei allen Touren musst du sehr erfahren sein. Eine Hüttenwanderung im Tannheimer Tal ist für Anfänger und Kinder bestens geeignet.

Alpenüberquerungen oder Alpendurchquerungen

Eine Alpenüberquerung ist auch für Anfänger möglich. Voraussetzung, deine Kondition stimmt. Für viele andere Dinge steht dir der Bergführer oder Bergwanderführer zur Verfügung. Die mehrtägigen Wanderungen gibt es in unterschiedlichen Längen, angefangen von 6 bis 8 Tagen. Für Anfänger empfehlen wir die Route Oberstdorf nach Meran auf Teilen des E5-Fernwanderwegs. Zwischen den Etappen von Tal zu Tal erfolgt der Transfer per Taxi oder Bus. Somit ermöglicht diese Tourenwoche auch Einsteigern oder Anfängern, eine Alpenüberquerung zu gehen. Wer es anspruchsvoller haben möchte, plant die Tour mit Gipfelbesteigungen, Gletscherabschnitten oder komplett ohne Transfer zwischen den Talabschnitten. In erster Linie zählt jedoch das Erlebnis.

Alpenüberquerung von Hütte zu Hütte

Alpenüberquerungen zu Fuß gibt es in großer Auswahl und Varianten

Hochalpine Wanderungen

Du kommst in Regionen, wo auch die Luft dünner wird und technisch die Schwierigkeiten zunehmen. Sinnvolle Tourenplanung läßt dich gut akklimatisieren und dadurch schläfst du auch besser in den Hütten. Dein Körper kann sich langsam an die Höhe anpassen und du kannst die gleiche Leistung wie im Tal abrufen. Geht es über Gletscher, übernimmt dein Bergführer die richtigen Maßnahmen, damit du nicht in Gefahr kommst. Manchmal kann es auch nur sein, dass wir mit Grödl oder Steigeisen gehen oder mit Seil in eine Seilschaft eingebunden sind, damit Spalten keine größere Gefahr für dich darstellen. Weniger Gletscherberührung hast du bei einer Venter Runde im Sommer. Über größere Gletscher und noch eindrucksvoller bist du bei einer Haute Route im Sommer von Chamonix nach Zermatt unterwegs.

Hochalpine Wanderung über Gletscher

Bei der Haute Route Sommer bewegt man sich oft in einer Seilschaft auf den Gletschern

Du möchtest dich vor einer geführten Tour gut vorbereiten

Tourenplanung

Plane deine Tour so, dass du ausreichend Zeit für Pausen und die Rückkehr zu deiner Unterkunft oder Ausgangspunkt hast. Das Ende ca. 2 Stunden vor Sonnenuntergang sollten als Pufferzone eingeplant werden.
Expertentipp: Die Zeitangaben auf Wegschildern oder in deinem GPS-Gerät sind reine Laufzeiten. Pausen oder die Verringerung deiner Laufgeschwindigkeit, verlängern die Tour. Du kannst es mit einem "Navi" im Auto vergleichen: sobald du eine Pause einlegst, kommst du auch später am Zielort an.

Wetter

Nicht jede App oder jeder Wetterbricht ist ideal für die Ansprüche im Gebirge. Wir verwenden häufig Meteoblue als Unterstützung. In der Regel ist die Vorhersage ab ca. 3 Tagen vorher genauer und einen Tag vor Beginn besser zutreffend, um eine ordentliche Planung durchführen zu können. Passen der Wetterbericht und deine Kondition, speziell wenn nachmittags z.B. Wärmegewitter gemeldet sind, vermeidest du kritische Situationen oder Unfälle. Bei Gewittergefahr oder einer aufkommenden Kaltfront empfiehlt es sich, eine kürzere oder passendere Tour zu planen. Der Aufenthalt an Graten, Gipfeln, Klettersteigen oder Rinnen ist lebensgefährlich bei Gewitter.

Ausrüstung

Wir Bergführer haben auch bei schönem Wetter die richtige Ausrüstung dabei.
Expertentipp: Die Frage, was soll ich alles mitnehmen, ist nicht immer einfach zu beantworten. Wir Bergführer sehen unseren Rucksack, wie ein Handwerker seinen Werkzeugkasten, an. Dort ist immer eine Grundausstattung enthalten und für spezielle "Arbeiten" wird ergänzt. Immer alles dabei zu haben, ist  beim Bergsteigen nicht immer sinnvoll. Wird der Rucksack zu groß und zu schwer, bist du eingeschränkt. Unterscheide in Prioritäten: eine Regenhose ist wichtiger, als drei Hosen für die Hütte. Somit bekommst du in einen Rucksack mit ca. 30-35L alles Wichtige verpackt. 30 L ist das Standartmaß bei Rucksäcken für uns Bergführer.

Regenjacke und eine Notfall-Apotheke sind immer dabei, auch bei schönem Wetter oder leichten Touren. Du solltest knöchelhohe Bergschuhe tragen und einen eigenen Rucksack dabei haben, in den gehört:
-Proviant
-Getränke, mindestens 1l
-Notfall-Apotheke mit Rettungsdecke
-Mobiltelefon (Backup-Powerbank)
-Wetterschutz (Regenjacke/Regenhose)
-Sonnenschutz (Sonnenbrille, Sonnencreme mind. 25 UV)
-Papierkarte oder digitale Karte
-Mütze und Handschuhe
-evtl. Tourenstöcke
Je nach Art der Tour und den Wetterbedingungen ist der Inhalt des Rucksacks zu ergänzen.

Schneefelder

Speziell Altschneefelder sind die Absturzgefahr Nummer eins bei Bergtouren. Entscheidend ist nicht die Größe, sondern die Beschaffenheit des Schneefelds. Ist es hart und besteht Absturzgefahr durch exponiertes Gelände, besteht Lebensgefahr! Bist du noch unerfahren, plane deine Tour nicht zu früh im Jahr. Altschneefelder sind im Mai und Juni noch vermehrt anzutreffen. Ungeübte Wanderer sollten sich Touren vornehmen, in denen keine Schneefelder vorkommen. Erkundige dich in den örtlichen Auskunftstellen. In Bad Hindelang bieten wir eine kostenlose Alpine Beratung an. Im Hindelanger Bergführerbüro wirst du von Experten beraten, die täglich draußen sind und die aktuellen Verhältnisse kennen.
Alpine Gefahr Altschneefelder

Speziell im Frühling gibt es noch viele Altschneefelder

Tempo/Verpflegung

Teile dein Tempo so ein, dass du auch noch schneller gehen könntest. Kannst du dich gut unterhalten während dem Laufen, hast du das richtige Tempo gewählt. Nach einer oder spätestens nach zwei Stunden solltest du die erste Pause einlegen. Zögere nicht, ausreichend zu Trinken und zu Essen. Der Profi trinkt und isst, wenn er noch keinen Durst oder Hunger hat. Du tankst dein Auto auch, bevor der Tank leer ist.

Brotzeit Bergtour

Brotzeit auf die man sich freut bei einer Bergtour

Mit Kindern im Gebirge unterwegs

Kinder sollte man mit langen Bergtouren im Gebirge nicht überfordern. Im Vordergrund steht das Erlebnis und der Spaß. Kürzere Touren mit Zielen, wie z.B. einer Alpe oder einen Beobachtungspunkt von Wildtieren, machen die Tour für Kinder erst interessant. Längere Pausen und öfters kürzere Pausen müssen in die Tourenplanung mit Kindern mit einbezogen werden. Bei Kletterpassagen oder schmalen Höhenwegen müssen Kinder gut betreut oder ggf. auch gesichert werden. Touren mit Kindern im Hochgebirge erfordern ein höheres Maß an Erfahrung.

Sicherheit

Unternimm schwierige Touren nicht alleine. Melde dich bei der Hütte oder deiner Unterkunft ab, gib dein Tourenziel und den geplanten Tourenverlauf dort bekannt. Bei einem Unfall verhindert das langwierige Suchaktionen für die Bergwacht. Nach dem Prinzip: "geht schon und sonst holt mich ja die Bergwacht", ist die schlechteste Idee, auch in der heutigen mobilen Zeit. Bergsteigen und Wandern ist erlebnisreich, jedoch die Konsequenzen können massiv sein.

Umwelt/Natur

Wir alle wollen in die Natur. Damit es so bleiben kann, sollte respektvoll damit umgegangen werden. Das fängt schon im Kleinen an: deinen Müll nimmst du wieder mit ins Tal! Beachte auch Wildschutz- und Wildruhezonen oder Gebiete mit  speziellen Regeln. Im Allgäu findest du wertvolle Tipps auf der Seite von Freiraum-Lebensraum.

Steinbock Bergtour
Wildtiere wie der Steinbock sollte man aus der Distanz beobachten

Notruf/ was mache ich bei einem Unfall im Gebirge

Deutschland: 112
Diese Nummer gilt übrigens in allen EU Ländern.
Expertentipp: solltest du in der Aufregung die Notrufnummer nicht parat haben, rufe in der Hütte oder Unterkunft  oder bei Freunden an. Rettungsmahnahmen können auch extern von jemand anderen eingeleitet werden. Vorteil bei der direkten Wahl der Notrufnummer, die Leitstelle kann dich auch orten und lokalisieren. Dein Standort ist somit für die Rettungskräfte bekannt.

Es ist eine Initiative von uns Bergführern, dich für deine geplante Tour bestens vorzubereiten und daß deine privaten Touren im Vorfeld auch sicher verlaufen.